Gedichte

Frankfurt

Dem Sonnengott

Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir
   Von aller deiner Wonne; denn eben ists,
         Daß ich gesehn, wie, müde seiner
               Fahrt, der entzückende Götterjüngling

Die jungen Locken badet' im Goldgewölk;
   Und jetzt noch blickt mein Auge von selbst nach ihm;
         Doch fern ist er zu frommen Völkern,
               Die ihn noch ehren, hinweggegangen.

Dich lieb' ich, Erde! trauerst du doch mit mir!
   Und unsre Trauer wandelt, wie Kinderschmerz,
         In Schlummer sich, und wie die Winde
               Flattern und flüstern im Saitenspiele,

Bis ihm des Meisters Finger den schönern Ton
   Entlockt, so spielen Nebel und Träum' um uns,
         Bis der Geliebte wiederkömmt und
               Leben und Geist sich in uns entzündet.