Gedichte

Homburg

An eine Fürstin von Dessau

Aus stillem Hause senden die Götter oft
   Auf kurze Zeit zu Fremden die Lieblinge,
         Damit, erinnert, sich am edlen
               Bilde der Sterblichen Herz erfreue.

So kommst du aus Luisiums Hainen auch,
   Aus heilger Schwelle dort, wo geräuschlos rings
         Die Lüfte sind und friedlich um dein
               Dach die geselligen Bäume spielen,

Aus deines Tempels Freuden, o Priesterin!
   Zu uns, wenn schon die Wolke das Haupt uns beugt
         Und längst ein göttlich Ungewitter
               ——— über dem Haupt uns wandelt.

O teuer warst du, Priesterin! da du dort
   Im Stillen göttlich Feuer behütetest,
         Doch teurer heute, da du Zeiten
               Unter den Zeitlichen segnend feierst.

Denn wo die Reinen wandeln, vernehmlicher
   Ist da der Geist, und offen und heiter blühn
         Des Lebens dämmernde Gestalten
               Da, wo ein sicheres Licht erscheinet.

Und wie auf dunkler Wolke der schweigende,
   Der schöne Bogen blühet, ein Zeichen ist
         Er künftger Zeit, ein Angedenken
               Seliger Tage, die einst gewesen,

So ist dein Leben, heilige Fremdlingin!
   Wenn du Vergangnes über Italiens
         Zerbrochnen Säulen, wenn du neues
               Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest.