Gedichte

Gedichte nach 1800

Dichterberuf

Des Ganges Ufer hörten des Freudengotts
   Triumph, als allerobernd vom Indus her
         Der junge Bacchus kam, mit heilgem
               Weine vom Schlafe die Völker weckend.

Und du, des Tages Engel! erweckst sie nicht,
   Die jetzt noch schlafen? gib die Gesetze, gib
         Uns Leben, siege, Meister, du nur
               Hast der Eroberung Recht, wie Bacchus.

Nicht, was wohl sonst des Menschen Geschick und Sorg
   Im Haus und unter offenem Himmel ist,
         Wenn edler, denn das Wild, der Mann sich
               Wehret und nährt! denn es gilt ein anders,

Zu Sorg und Dienst den Dichtenden anvertraut!
   Der Höchste, der ists, dem wir geeignet sind,
         Daß näher, immerneu besungen
               Ihn die befreundete Brust vernehme.

Und dennoch, o ihr Himmlischen all, und all
   Ihr Quellen und ihr Ufer und Hain' und Höhn,
         Wo wunderbar zuerst, als du die
               Locken ergriffen, und unvergeßlich

Der unverhoffte Genius über uns
   Der schöpferische, göttliche kam, daß stumm
         Der Sinn uns ward und, wie vom
               Strahle gerührt, das Gebein erbebte,

Ihr ruhelosen Taten in weiter Welt!
   Ihr Schicksalstag', ihr reißenden, wenn der Gott
         Stillsinnend lenkt, wohin zorntrunken
               Ihn die gigantischen Rosse bringen,

Euch sollten wir verschweigen, und wenn in uns
   Vom stetigstillen Jahre der Wohllaut tönt,
         So sollt es klingen, gleich als hätte
               Mutig und müßig ein Kind des Meisters

Geweihte, reine Saiten im Scherz gerührt?
   Und darum hast du, Dichter! des Orients
         Propheten und den Griechensang und
         Neulich die Donner gehört, damit du

Den Geist zu Diensten brauchst und die Gegenwart
   Des Guten übereilest, in Spott, und den Albernen
         Verleugnest, herzlos, und zum Spiele
               Feil, wie gefangenes Wild, ihn treibest?

Bis aufgereizt vom Stachel im Grimme der
   Des Ursprungs sich erinnert und ruft, daß selbst
         Der Meister kommt, dann unter heißen
               Todesgeschossen entseelt dich lässet.

Zu lang ist alles Göttliche dienstbar schon
   Und alle Himmelskräfte verscherzt, verbraucht
         Die Gütigen, zur Lust, danklos, ein
               Schlaues Geschlecht und zu kennen wähnt es,

Wenn ihnen der Erhabne den Acker baut,
   Das Tagslicht und den Donnerer, und es späht
         Das Sehrohr wohl sie all und zählt und
               Nennet mit Namen des Himmels Sterne.

Der Vater aber decket mit heilger Nacht,
   Damit wir bleiben mögen, die Augen zu.
         Nicht liebt er Wildes! Doch es zwinget
               Nimmer die weite Gewalt den Himmel.

Noch ists auch gut, zu weise zu sein. Ihn kennt
   Der Dank. Doch nicht behält er es leicht allein,
         Und gern gesellt, damit verstehn sie
               Helfen, zu anderen sich ein Dichter.

Furchtlos bleibt aber, so er es muß, der Mann
   Einsam vor Gott, es schützet die Einfalt ihn,
         Und keiner Waffen brauchts und keiner
               Listen, so lange, bis Gottes Fehl hilft.