Louis XVI. de Bourbon

* 23.08.1754 in Schloss Versailles
† 21.01.1793 in Paris

Louis-Auguste de France wurde am 23.08.1754 in Schloss Versailles als Sohn des französischen Dauphin Louis Ferdinand de Bourbon und seiner Ehefrau Maria Josepha, einer Sächsischen Prinzessin, geboren. Er nahm in der Thronfolge nach seinem Vater und dem älteren Bruder Louis Joseph Xavier den dritten Platz in der Thronfolge ein. Mit der Geburt erhielt er von seinem Großvater Louis XV. den Titel eines duc de Berry verliehen.

Da die Amme den Prinzen nicht ausreichend versorgen konnte wurde das Kind zunächst auf Anraten des Arztes Théodore Tronchin nach Meudon. Der königlichen Gouvernante Marie-Louise de Rohan, der Schwester des Prinzen Charles de Rohan-Soubise, unterstand traditionell bis zum 6. Lebensjahr die Erziehung der »Kinder Frankreichs«. Im Alter von sechs Jahren trat der Prinz in das Erwachsenenleben über.

Prinz Louis Ferdinand legte großen Wert auf eine gründliche und zugleich auch umfassende Ausbildung seiner vier Söhne, die auf den Grundprinzipien Frömmigkeit, Güte, Gerechtigkeit und Festigkeit beruhte. Im Jahre 1760 wurde ihm der Duc de la Vauguyon, ein Veteran des Siebenjährigen Krieges und hoher Offizier der französischen Armee als Prinzenerzieher zur Seite gestellt. Er war streng und bestrafte selbst die kleinsten Verfehlungen des jungen Prinzen hart.

Der ehemalige Bischof von Limoges, Jean-Gilles du Coëtlosquet, unterrichtete von 1758 bis 1761 bereits den älteren Bruder Louis Joseph Xavier. In den Jahren 1762 und 1764 übernahm er auch die Erziehung von Louis Stanislaus und Charles, den jüngeren Brüdern des Dauphins. Louis XV. bestimmte auch die Brüder Jean-Baptiste und Louis Charles du Plessis d’Argentré zu weiteren Erziehern des Prinzen. Auch die beiden Jesuitenpriester Claude-François Lizarde de Radonvilliers zu Erziehern der Knaben. Von den Lehrern wurde der Prinz als gewissenhaft und umfassend gebildet beschrieben. Im Urteil seiner Erzieher war der Dauphin in seinen Gesten weniger graziös als seine Brüder, aber was die Gründlichkeit des Urteils und die Qualitäten seines Charakters betreffe war er gleich auf mit seinen jüngeren Brüdern. Er war jedoch vom Charakter her eher schüchtern und persönlich unsicher, was er durch unkontrollierte Brüskheit versuchte zu überspielen.

Nach dem Tod seines älteren Bruders Louis Joseph Xavier de Bourbon, Duc de Burgund am 21.03.1761 rückte Louis Auguste de Bourbon, duc de Berry an die zweite Stelle der Thronfolge. Der Vater persönlich überwachte die Erfolge des späteren Thronfolgers. Auf dem Unterrichtsplan standen nun Fremdsprachen, wie Latein, Italienisch, Englisch und Deutsch. Er entwickelte eine Vorliebe für Geschichte, Geographie und Mathematik. Als erster in der Familie interessierte er sich für Naturwissenschaften und Technik.

Am 20.12.1765 starb der Dauphin Louis Ferdinand an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung. Entsprechend der französischen Hausgesetze wurde der gerade 11jährige Knabe als »Monseigneur Dauphin« auf seine zukünftige Rolle eines französischen Königs vorbereitet. Der Unterricht sollte ihm nun das Bewusstsein vermitteln, ein von Gott anvertrauten Amt zu übernehmen. Der aufklärerische Bildungsroman »Die Abenteuer des Telemach« auf der Feder von François Fènelon, der das Werk 1692 für den Urgroßvater Louis de Bourbon, duc de Bourgegne schrieb. So wurde bei dem späteren Monarchen die Tugend und das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Gott, Liebe zu den Untertanen und das Einsetzen zum Wohle der Untertanen vermittelt. Zwar sollte ihm die Lebenswirklichkeit seiner Untertanen verschlossen bleiben.

Am 16.05.1770 ging »Monsiegneur Dauphin« die Ehe mit der österreichischen Erzherzogin Marie Antoinette aus dem Hause Habsburg ein. Die Ehe wurde auf Wunsch seines Vorgängers und Großvaters Louis XV. geschlossen, um die zwischen Frankreich und Österreich seit dem Siebenjährigen Krieg bestehende Annäherung zu bekräftigen.

Erst mach acht Jahren Ehe wurde das erste Kind geboren. In der Öffentlichkeit kamen zwischenzeitlich Gerüchte über die Zeugungsfähigkeit des Königs – im Jahre 1774 bestieg er als Louis XVI. Den französischen Thron – auf. In der modernen Forschung vermutet man, dass Louis XVI. eine Phimose gehabt haben könnte oder Marie Antoinette ein zu festes Hymnen. Ob das Problem letztlich durch Ärzte oder durch Tipps seines Schwagers Joseph II. gelöst wurde, lässt sich heute jedoch nicht mehr feststellen. Aus der Ehe stammten vier Kinder. Die erstgeborene Tochter Marie Thérèse Charlotte erreichte als Einzige das Erwachsenenalter. Der erstgeborene Sohn Louis Joseph starb kurz vor der Eröffnung der Generalstände im Jahre 1789. Die jüngste Tochter Sophie Hélène starb bereits 1787. Der zweite Sohn Charles Louis starb im Slter von 10 Jahren als politischer Gefangener in den Temple-Gefängnis, wo er durch die Strapazen nach mehrjähriger Gefangenschaft auf sich allein gestellt.

Nachdem Louis XV. am 10.05.1774 gestorben war, bestieg er mit gerade einmal 19 Jahren als neuer König den französischen Thron. Er nahm den früheren Staatsminister Maurepas zu seinem Mentor und ernannte ihm zum Staatsminister. Das Land, dass er von seinem Großvater übernommen hatte, war durch eine Vielzahl geführter Kriege sowie einer verschwenderischen Hofhaltung überschuldet und nahe dem Staatsbankrott.

Der 73jährige Minister setzte sich beim König dafür ein Turgot das Ministerium der Finanzen zu übertragen und Malesherbes die Leitung des königlichen Haushaltes zu übertragen, während Vergennes zum neuen Außenminister berufen wurde.

Am 11.06.1775 fand die offizielle Krönung nach traditionellem aufwendigem Zeremoniell in der Kathedrale von Reims statt, obwohl Turgot, der im August 1774 das Amt des Generalkontrolleurs der Finanzen, sich aus wirtschaftlichen Gründen für eine einfachere Zeremonie aussprach. Auch empfahl der Finanzminister seinem jungen Souverän, die Eidesformel zu verändern und auf die Bekämpfung der Häretiker zu verzichten. Doch lehnte der katholisch geprägte Monarch die Ratschläge ab. Vielmehr war er durch,  seine religiöse Erziehung dahingehend geprägt worden, Teil des göttlichen Heilsplanes zu sein. Dies könne nur durch die Krönung und Salbung mit dem heiligen Öl zum Ausdruck gebracht werden.

Das größte Problem des jungen Königs war die hohe Verschuldung des Staates. Obwohl dem König das Problem bewusst war gelang es ihm nicht mit der notwendigen Entschlossenheit und Stärke, die sicherlich radikalen Reformpläne der Minister Turgot und Malesherbes durchzusetzen. Ihm fehlte es an Kraft und Mut, die Entourage seiner Gattin sowie den Widerstand des Adels zu brechen. So wurden Turgot und Malesherbes schließlich 1776 von den Staatsgeschäften entbunden. Jaques Necker ersetzte Turgot und übernahm die Finanzen. Die Schwäche und Unentschlossenheit des Königs wird heute von einigen Historikern als Folge eines Nervenzusammenbruchs und sich daraus ergebenden jahrelangen Realitätsverlust zurückgeführt. Anders der britische Historiker Ambrogio Caiani in einen Artikel im »The Oxford Handbook of the French Revolution« im Jahre 2015 veröffentlichte, der den phlegmatischen Charakter des Königs sowie die bei Monarchen jener Zeit üblich gewesene Taktik sich undurchschaubar zu geben und seine Absichten zu verbergen.

Außenpolitischen baute Louis XVI. die Rolle Frankreichs als Seemacht weiter aus, was zu einem deutlichen Ausbau der Französischen Marine führte. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1776-1783 konnte sich die französische Flotte gegen die Royal Navy behaupten. Bereits 1777 erkannte Frankreich die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell an und so trat man, auch von Necker unterstützt, in den Unabhängigkeitskrieg ein. In den folgenden Jahren fand insbesondere im West- und Ostindien statt. Seine militärische Intervention brachte den Vereinigten Staaten den im Jahre 1783 neben den Pariser Frieden die erkämpfte Unabhängigkeit. Für Frankreich bedeutete der Krieg jedoch keine Erweiterung des Staatsgebiets und zu allem Überfluss belastete er die schon schlecht ausgestattete Staatskasse erheblich. Bereits im Jahre 1781 ersetzte der König Jacques Necker durch Charles Alexandre de Calonne.

Wenig Neigung hatte Louis XVI. seinen Schwager Joseph II. zu unterstützen. So lehnte er die Anfrage vom 14.03.1778 ab, als Vermittler zwischen Österreich und Preußen zu agieren und im Falle eines Angriffs von Friedrich II. entsprechende Truppenkontingente zu stellen bereits am 30.03.1778 ab. Vielmehr nahm Frankreich hier eine neutrale Stellung ein. Auch nachdem Friedrich II. am 07.07.1778 in Böhmen einmarschierte, blieb Frankreich neutral.

Auch als 1784 eine militärische Auseinandersetzung zwischen Österreich und den Niederlanden drohte, warnte er vor den Folgen und bot sich hier nur als Vermittler an. Vielmehr schloss er bei den Friedensverhandlungen im Jahre 1785 ein Bündnis mit den Niederlanden ab. Pläne Österreichs die Österreichischen Niederlande gegen Kurpfalz-Bayern zu tauschen stimmte er, trotz der Intervention Marie Antoinettes letztlich nicht zu.

Der Sieg Frankreichs gegen die Engländer – Ludwig XVI. war der einzige Monarch, der im 18. Jahrhundert gegen England auf dem Schlachtfeld siegte – brachte für ihn neue Probleme mit sich.

So belasteten die Kriegsschulden die französische Staatskasse erheblich und trieben Frankreichs Schulden ins Unermessliche. Auf der anderen Seite brachten aber auch viele Offiziere das revolutionäre Gedankengut vom amerikanischen Kontinent mit nach Frankreich. Zu diesen Offizieren gehörte zum Beispiel der im Volk geachtete La Fayette.

Auch formierte sich um Philippe von Orleans sowie den 1774 wieder eingesetzten zwölf Parlamenten Widerstand gegen die notwendige Reformpolitik. Gleichzeitig nahm auch die Popularität Marie Antoinette stetig ab, wozu die so genannte Halsband-Affäre nicht unerheblich war. Im Prozess zeigte sich auch erstmals ein Selbstbewusstsein der Parlamente. Hinzu kamen zwei Missernten sowie ein harter Winter führten zu Versorgungsengpässen in Paris. Das Ansehen des Königs blieb hiervon nicht unberührt blieb und die Legitimation des Monarchen im Volk.

Am 26.08.1785 wurde Brienne zum Leitenden Minister ernannt. Der neue leitende Minister begann eine Reformpolitik, deren erste Ergebnisse sich im Edikt von Versailles vom 27.11.1787 widerspiegelte und den Hugenotten gewisse bürgerliche Rechte brachten, jedoch noch nicht die erhoffte freie Religionsausübung.

Der König sah sich gezwungen im Dezember 1786 eine Notablenversammlung einzuberufen, die Auswege aus der schwierigen wirtschaftlichen Situation für Frankreich suchen sollten, um so den drohenden Staatsbankrott zu verhindern. Doch tagte diese Versammlung letztlich ergebnislos und strebte vielmehr an, die absolutistische Macht des Königs zu bescheiden.Dies veranlasste Louis XVI. am 27.05.1787 zur Auflösung der Notablenversammlung. Auf Empfehlung von Ètienne Charles Loménie de Brienne ließ er in der Nacht vom 14. auf den 15.08.1787 das Parlament in Troyes tagen. Da der Monarch in der Versammlung einschlief, und laut schnarchte kam es erstmals auch zu persönlichen Angriffen gegen den Monarchen. 

Bei einer feierlichen Sitzung des Parlaments am 17.11.1787 forderten mehrere Redner nachdrücklich vom König die Einberufung Generalstände für das Jahr 1788 oder 1789. Als der König ausreichend antwortete, griff der Herzog von Orleans ihn hart an und beschuldigte ihn einer ungesetzlichen Handlung. Der König ließ Philippe duc de Orleans, seinen Cousin, auf sein Schloss verbannen. Zwei weitere Parlamentarier wurden ebenfalls verbannt.

Durch das Drängen der Königin Marie Antoinettes wurde Necker im Jahre 1788 erneut zum Finanzminister berufen. Necker setzte die Demission des Leitenden Ministers Brienne beim König durch. Da der König auf die Ernennung eines neuen Leitenden Ministers verzichtete übernahm faktisch Jacques Necker diese Stellung.

Es entstanden im Lande zahlreiche Diskussionen über die zukünftige Regierung. Der König knickte ein und berief für den 04.05.05.1789 die Generalstände nach Paris ein. Die Generalstände hatten die Aufgabe eine finanzpolitische und wirtschaftliche Reform anzustoßen.

Auch hier verhielt sich der Monarch ungeschickt. So erschien er am 04.05.1789 mit 3 Stunden Verspätung zur Eröffnung der Generalstände. Die Begrüßung fiel ohne große Freudenbekundungen aus. Im anschließenden Gottesdienst schlief der Monarch wieder einmal ein. Am folgenden Tag traf er gegen Mittag ein und eröffnete die Generalstände mit einer nichtssagenden Rede, bei der er nur auf den drohenden Staatsbankrott einging und vor einer übertriebenen Hoffnung auf Staatsreformen warnte. Die tatsächliche politische Lage stellte anschließend Necker den 1.200 Vertretern der drei Stände vor.

Als sich am 1.06.1789 der dritte Stand zur Nationalversammlung erklärte hielt sich Louis XVI. In Marly auf. Die Bemühungen Neckers, den König zur Annahme der Forderungen des Dritten Standes zu bewegen scheiterten und so hielt der König am 21.06.1789 – einen Tag nach dem Ballhausschwur – eine Rede und lehnte die Forderungen pauschal ab. Louis XVI. erklärte die bisherigen Beratungen der Nationalversammlung für nichtig und illegal, sie würden auch gegen die Grundsätze des Königreichs verstoßen, dennoch erklärte er sich bereit individuelle Freiheiten, Pressefreiheit und auch anzuerkennen, dass die Generalstände nicht mehr nach Ständen, sondern nach Köpfen abstimmen würde. Dies unterbreitete der Monarch auch zwei Tage später vor den versammelten Generalständen. Er erhoffte sich, durch die Übertragung des Steuerprivilegs an die Generalstände, mehr Steuergerechtigkeit im Königreich. Doch drohte er gleichzeitig mir der gewaltsamen Auflösung der Versammlung. Im Anschluss an seine Rede löste der König die Nationalversammlung auf.

Der Adel und Klerus fügten sich dem königlichen Befehl der dritte Stand sprach jedoch dem Monarchen die notwendige Legitimation ab. Mirabeau ließ den König ausrichten: »Richten Sie denjenigen, die Sie gesandt haben, aus, dass die Gewalt der Bajonette gegen den Willen der Nation nichts auszurichten vermag«.

Als der König zurück nach Versailles kam, fand er den Rücktritt seines Finanzministers Necker vor. Erstmals fand dich auch eine aufgebrachte Menschenmasse vor dem Schloss ein, die die Höfe und Säle des Schlosses fluteten.

Necker machte auf Drängen des Königs seinen Rücktritt rückgängig und an 27.06.1789 bat Louis XVI. Adel und Klerus sich dem Dritten Stand anzuschließen. Gleichzeitig ließ er Truppen am Pariser Stadtrand zusammenziehen und Victor-François de Broglie wurde zum Generalmarschall bestimmt. Am 11.07.1789 entließ Louis XVI. Necker, was eine Provokation des Dritten Standes gleichkam. Zwei Tage später ernannte er de Broglie zum Kriegsminister.

Die genauen Gründe für die Zusammenziehung der Truppen sind bis heute bekannt und reichen von Schutz der königlichen Schlösser in Paris und Versailles bis hin zu einer Niederschlagung der revolutionären Bestrebungen der Nationalversammlung. Die Pariser Bevölkerung unterstellte dem König jedoch keine guten Absichten und so kam es am 14.07.1789 zum Sturm auf die Bastille.

Pläne des Staatsrats sich von der Hauptstadt und Versailles zu entfernen und den Kampf gegen die Revolution aufzunehmen, lehnte der Monarch ab und suchte durch die erneute Berufung Neckers den Dritten Stand zu besänftigen. Am 17.07.1789 begab sich Louis XVI. nach Paris um den revolutionären Neuerungen seine Zustimmung zu geben.

Der König weigerte sich jedoch, die von der Nationalversammlung am 05 08.1789 beschlossene Abschaffung der Feudalrechte sowie die am 26.08.1789 beschlossene »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte« nicht zu unterzeichnen und ihnen so Rechtskraft verleihen sollten.

Am 14.09.1789 beförderte der König das Regiment de Flandre nach Versailles. Am 01., 03. Und 04.10.1789 lud das Regiment die königliche Familie zum Bankett an. In Paris, wo die Menschen hungerten, empörte sich das Volk und Redner wie Marat oder Danton riefen die Bevölkerung zu den Waffen. Der König, der am 05.10.1789 zur Jagd in die Wälder nach Meulon aufbrach unterschätze erneut die Stimmung im Volke. Zahlreiche Frauen und auch Nationalgardisten marschierten nach Versailles. Der König empfing eine Delegation und die Frauen forderten Brot. Der König versprach ihnen Brot und schickte sie in die Küche, während Jean-Joseph Mounier vom ihm erneut die Unterzeichnung der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Er zögerte jedoch erneut und als er die Kutschen anspannen ließ zerschnitten die Frauen das Geschirr und führten die Pferde fort. So blieb ihm nichts anderes übrig und er unterzeichnete die Dekrete. Doch in der Nacht drängen die Massen erneut ins Schloss ein und verlangten den König zu sehen. La Fayette, der Befehlshaber der Nationalgarde überzeugte den König sich zu zeigen. Die Massen riefen nun „Nach Paris! nach Paris!“ und schließlich musste sich der König und seine Familie nach Paris in die Palais in die Tuileries umziehen. Als man in Paris eintraf, rief das Volk »Wir haben den Bäcker, die Bäckerin und den kleinen Bäckerjungen!« Man glaubte, dass man durch die Anwesenheit des Königs die Brotversorgung sicherstellen könnte.

Die Nationalversammlung änderte mit einem Dekret vom 10.10.1789 den Titel des Königs in »Ludwig, König der Franzosen von Gottes Gnaden und kraft der Verfassung des Staates« um die demokratische Legitimierung des Königs Ausdruck zu geben.

Am 04.02.1790 nahmen Louis XVI. und seine Gattin Marie Antonniette die republikanische Verfassung an. Als am 12.07.1790 die Nationalversammlung die Zivilverfassung des Klerus beschloss lehnte Louis XVI. dieses republikanische Vorhaben ab. Die Zivilverfassung des Klerus sah vor, dass der kirchliche Landbesitz verstaatlicht werde und der Klerus gewählt und aus der Staatskasse finanziert werden solle. Im Gegenzug müssten sie aber auch den Eid auf die republikanische Verfassung ablegen. Auf diese Weise wurde nicht nur die Position des Königs geschwächt sondern auch die Autorität und Macht der Bischöfe und letztlich sogar des Papstes gefährdet.

Am 14.07.1790 reiste der König nach Paris um am Föderationsfest auf dem Champ de Mars teilzunehmen. Er schwor auf Gesetz und Nation verweigerte jedoch den den Schwur auf dem Vaterlandsaltar auf der Mitte des Platzes. Im folgenden Jahr wiederholte er diesen Schwur nochmals.

Da Finanzminister Necker die Finanzkrise nicht in den Griff bekam, reichte er erneut seinen Rücktritt ein und der König bildete ein Kabinett aus Anhängern La Fayettes.

In der Bevölkerung wuchs das Misstrauen gegen die aus Österreich stammende Königin. So kamen ab dem Frühjahr 1790 Gerüchte auf, dass sich im Schloss ein »österreichisches Kabinett« gebildet haben solle. Besonders Marat und die Girondisten verbreiteten dieses Gerücht, vermutlich weil die Zeitgenossen den Einfluss der Königin auf ihren Ehemann überschätzen.

Als er Ende Oktober zurück nach Paris kam, bereitete ihm die Bevölkerung einen eisigen Empfang. Es kam immer wieder zu Demonstrationen und am 13.11.1790 musste die königliche Familie sogar ins Dachgeschoss flüchten, während die Nationalgarde den Angriff abwehrte.

Am 20.06.1791 flüchtete die Königliche Familie mitten in der Nacht in einer Berline im Richtung Osten. Er verfasste eine Proklamation an die Franzosen und erklärte die Rücknahme aller Zugeständnisse, die er im Oktober 1789 gemacht hatte. Er begründete seine Flucht wegen seines schwindenden Einflusses auf die Regierung und das Militär. Auch kritisierte er die herrschende Unordnung im Lande, wofür er die Revolutionsclubs und die radikale Pariser Publizistik verantwortlich machte. Auch griff er die Nationalversammlung an, dass diese aus der Monarchie ein leeres metaphysischen und philosophisches Gebilde gemacht habe, dass in dieser Form nicht funktionieren könne. Deshalb rief er »seine treuen Untertanen« auf die zerstörerischen Absichten der Revolution zu erkennen. Was der König mit seiner Flucht tatsächlich erreichen wollte, ist bis heute unklar geblieben.

Die Reise des Königs endete bereits am folgenden Morgen in Varennes, wo der König vom Sohn eines Postmeisters anhand eines Münzbildes. Die Nationalgarde führte die königliche Familie zurück nach Paris, wo er suspendiert wurde. Nun war Louis XVI. Schließlich ein Staatsgefangener, auch wenn er zunächst noch einige Privilegien behalten könnte. In der folgenden Befragung durch drei Abgeordnete wurde er noch sehr schonend behandelt und man war der Ansicht, dass ihm kein Fehlverhalten bei der »Entführung« vorzuwerfen sei. In der Bevölkerung wurde er immer häufiger als Hochverräter bezeichnet, der Teilnehmer eines Komplotts der Häuser Bourbon und Habsburg sei.

Am 27.08.1791 schlossen Preußen und Österreich auf dem sächsischen Schloss Pillnitz eine Konvention. Sie sollte König Louis XVI. die Möglichkeit geben sich ohne den Druck des Dritten Standes für die ideale Staatsform zu entscheiden. Gleichzeitig drohte man dem revolutionären Frankreich auch mit einer militärischen Expedition. Initiatoren waren die im Exil lebenden Brüder des Königs, obwohl der König von Frankreich sich eindringlich gegen solche Maßnahmen aussprach, erregte er immer mehr Misstrauen in Paris.

Zwischenzeitlich hat die Nationalversammlung eine neue Verfassung erarbeitet, die Frankreich in eine konstituierende Monarchie umwandelte. Am 14.09.1791 legte der König in der Salle du Manège, dort wo die Nationalversammlung tagte, den Eid auf die Verfassung ab. Das Gottesgnadentum wurde abgeschafft und der König wurde eher zu einem ersten Repräsentanten des Staates. Die wesentliche Änderung war, dass er die Gesetze der Nationalversammlung unterzeichnen musste damit sie Rechtskraft entfalten konnten. Er hatte maximal ein aufschiebende Veto, konnte aber letztlich kein Gesetz mehr aufhalten.

Das Ansehen des Königs und das Vertrauen in seine Person wurden täglich geringer und wurde von republikanischen Kräften befeuert. Als er Ende 1791 sein Veto gegen zwei Gesetze einlegte, befeuerte dies eine antimonarchische Stimmung.

Der König war Ende 1791, wie auch die Girondisten, ein Befürworter des Krieges. So forderte er den Trierer Erzbischof Clemens Wenzelslaus von Sachsen, dem Kurfürsten von Trier auf, das Emigrantenheer in Koblenz aufzulösen, andernfalls würde man ihn als Feind Frankreichs betrachten und den Krieg erklären. Da einige seiner Minister jedoch Bedenken äußerten tauschte er die Regierung aus und ernannte Girondisten zu ihren Nachfolgern. Am 20.04.1792 legte der König der Nationalversammlung die Kriegserklärung gegen Österreich vor, die mit großer Zustimmung des Parlaments angenommen. Warum Louis XVI. den Krieg befürwortete und sich sogar mit den antimonarchischen Girondisten zusammen tat, insbesondere da ihm die Schwächen der französischen Armee bekannt war, ist bis heute nicht eindeutig nachvollziehbar.

Doch schon zum Beginn des Krieges brach Unordnung aus. So verweigerten Soldaten ihren adeligen Offizieren den Gehorsam, da man ihnen Zusammenarbeit mit den Feinden vorwarf. In Valenciennes erbaten die versammelten Generäle um einen schnellen Friedensschluss. Zugleich legte er gegen zwei Dekrete der Nationalversammlung sein Veto ein. Das eine sah die Deputation aller Eid vverweigernden Priester vor während das andere die Errichtung eines Lagers für 20.000 Nationalgardisten, die am jährlichen Föderationsfest teilnehmen sollten, vor. Am 12.06.1792 entließ er, gegen den Willen der Nationalversammlung, die girondistischen Minister und berief eine neue, gemäßigte Regierung. Als am 20.06.1792 eine bewaffnete Menschenmenge in den Palast eindrang und die Rücknahme des Vetos forderten, blieb er standhaft. Zur Besänftigung der Massen setzte er jedoch eine Jakobinermütze auf und trank auf das Wohl der Nation.

Während des Krieges blieb Louis XVI. untätig und verhielt sich passiv. Er nutzte seine Möglichkeiten, die ihm die Verfassung einräumte. So erklärte die Nationalversammlung am 11.07.1792, dass die Nation in Gefahr sei. Das am 23.07.1792 vom Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel veröffentlichte Manifest sah man als Kollaboration des Königs mit den ausländischen Mächten an. Die Bemühungen der radikalen Kräfte in der Nationalversammlung, den König abzusetzen scheiterten. Die Pariser Sektionen beschlossen jedoch dem Aufruf der Jakobiner zu befolgen.

Der König begab sich nach dem Sturm auf die Tuilerien am 10.08.1792 unter dem Schutz der Nationalversammlung, die ihm drei Tage später verhaftet und zusammen mit seiner Familie im Temple sperrte. Von nun an wurde er nur noch Louis Capet, als Anspielung auf den Ahnherrn Hugo Capet, genannt. Am Tage nach der für die Revolutionsarmee erfolgreichen Kanonade von Valny wurde Louis XVI. durch die Ausrufung der Republik endgültig entthront. Die Haftbedingungen wurden ständig verschärft. Als man am 20.11.1792 einen geheimen Tresor in den Tuilerien, der Papiere über die Finanzierung royalistischer Zeitungen sowie den Aufbau eines geheimen Agentennetzes, dass ausschließlich ihm berichtete. Auch finanzierte er einige Politiker, wie zum Beispiel Mirabeau.

Es entstand Streit über die Frage, ob man den abgesetzten König vor Gericht stellen könne zwischen den regierenden Girondisten und der radikalen Bergpartei. So prüfte vom 16.10. bis 07.11.1792 ein Ausschuss, die Frage zu Gunsten der Volkssouveränität. So könne auch kein Gericht den abgesetzten Monarchen verurteilen sondern nur die Konvent, der ja die gesamte Nation repräsentierte.

Schnell wurde jedoch klar, dass es hier nicht um einen juristischen sondern ausschließlich politischen Prozess gehen werde. Dies begründete Robespierre am 03.12.1792 wie folgt:

Das ist eine konterrevolutionäre Idee, denn sie bedeutet, der Revolution selbst den Prozess zu machen […] Wenn Ludwig unschuldig ist, dann werden aus den Verteidigern der Freiheit Verleumder, und dann sind die Rebellen auch nicht länger Freunde der Wahrheit und der unterdrückten Unschuld. Alle Manifeste der ausländischen Höfe sind dann nur noch legitime Beschwerden gegen eine herrschsüchtige Partei.

Gerade der Dokumentenfund ließ eine Vertagung des Prozesses unmöglich erscheinen und am 06.12.1792 wurde der Weg frei gemacht.

Der Prozess begann am 11.12.1792 und endete am 14.01.1793. In den Beratungen über das Urteil verliefen sehr emotional. Abgeordnete fürchteten Repressalien, wenn sie gegen die Todesstrafe stimmten, gegen sich und ihre Familien.

Die erste Frage, ob der König der Verschwörung schuldig wäre, beantworteten nur 11 Abgeordnete in namentlich Abstimmung mit Ja. Nur 287 Abgeordnete sprachen sich dafür aus, den Urteilsspruch dem Volk zur Abstimmung vorzulegen, während 428 Abgeordnete sich dagegen aussprechen. Damit war die Gironde geschlagen. Es entschieden sich 387 der 721 Abgeordneten für die Todesstrafe, wovon 26 jedoch die Todesstrafe zunächst aussetzen wollten. Somit sprach sich eine knappe Mehrheit (361:360) für die Todesstrafe aus. Eine weitere Abstimmung zur Aussetzung der Vollstreckung wurde von 380 Abgeordneten des Konvents abgelehnt.

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