Wunderlieder und Träume

Die Bezauberungen der Nacht

Dichter Wald.
Alvaro, Ludovico, Fernando.

 

ALVARO.

Wir folgten dir, mein Prinz, bis in den Wald.
Dein finstrer Sinn hält deinen Mund verschlossen,
Wir sehn die Thränen, die du still vergießest;
Dein Leiden schafft uns Weh, und keiner wagt
Mit kühner Frage deinen Schmerz zu stören.

LUDOVICO.

Du weißt, mein Prinz, wie treu mein Herz dir schlägt,
Drum nenne mir die Qual, die dich zerstört:
Und ist es wo auf Erden zu gewinnen,
Wonach du dich in Sehnsucht fast verzehrst,
So fodre kühn den Beistand meines Arms,
Und nimm mein Wort, daß ich nicht früher raste,
Bis sich dein Wunsch durch meine Kraft erfüllt.

ALVARO.

So schwör' auch ich. Wir beide, treu verbündet,
Wir wollen durch die weiten Länder ziehn.
Ist eine Schöne wo, die dich verschmäht,
Und so den herben Kummer dir erweckt?
Sprich ihren Namen aus: wir beide eilen,
Und unser Muth führt dir die Spröde zu.

FERNANDO.

Ach, hier in Waldes Grunde,
Wie fühl' ich meine Wunde!
Die Wort' aus eurem Munde,
Sie stillen nicht mein Leiden.
Ach, sonst im frohen Bunde
Mit euch und allen Freuden,
Mußt' aller Schmerz mich meiden.
Nun muß ich selber scheiden,
Von allem Lebensglücke
Muß ich Verbannung leiden.
Sie meidet meine Blicke,
Die Pfänder, die ich schicke,
Giebt sie mit Hohn zurücke:
Die grausame Belinde,
Nach der ich seufzend blicke.

 

LUDOVICO.

Die wird ihr Vater nimmer dir verloben;
u weißt es selbst, er liebt nicht deinen Stamm,
Und, wenn er dich an seinem Hofe duldet,
So zwingt ihn Furcht vor deines Vaters Macht.

ALVARO.

Drum gieb die Hoffnung auf, den kühnen Wunsch
Des Königs Rodrich Tochter zu besitzen:
Du könntest leicht sie mit dem Leben büßen.

FERNANDO.

Das ist die Treue, die ihr mir gelobt!
Wohl mir, daß ich nie eurer Freundschaft glaubte!
Weh mir, daß eure Schmeichelei mir raubte,
Was ich still trug, was nun euch so erprobt!

ALVARO.

Und kannst du glauben, daß die treuste Liebe
Nicht jetzt, wie stets aus unserm Munde spricht?

FERNANDO.

O ja, ich kenne sie, die treue Liebe!
Sie macht euch nichtig schwatzen unverdrossen,
Bis daß euch nichts mehr ein Geheimniß bliebe,
Bis daß der Schmerz in Worte sich ergossen.
Dann sprecht ihr: Mäß'ge deine wilden Triebe,
Sonst wird noch dein und unser Blut vergossen.
O schweigt! Ich kenn' euch wohl, ihr kühnen Helden,
Nur euer Mund kann eure Thaten melden.

LUDOVICO.

Der Feigheit Schmach, ich kann sie nicht ertragen;
Drum sprich: was willst du, daß wir für dich thun?
Ich raube die Prinzessin, wenn du's willst,
Und führe dir sie zu, wo du es foderst.

ALVARO.

Und ich begleite dich und theile die Gefahr.

FERNANDO.

Ihr theuren Freunde! ach, ich athme wieder!
Vergebt die frechen Worte, die ich sprach.

LUDOVICO.

Sprich nur: was soll geschehn? Denn lang dünkt mir
Die Zeit, bevor ich dir mein Wort bewährt.

FERNANDO.

Ein goldner Hoffnungsstrahl sinkt zu mir nieder,
Und löst mich von der Furcht und Zweifel Schmach.

ALVARO.

Wohin willst du, daß wir Belinden führen?

FERNANDO.

Wohin? Ach hier, wo die uralten Bäume
Mit Zweigen sich und Blättern dicht verschlingen.
Kein Mensch naht diesem Ort; die grünen Räume
Sind sicher; keine Späherblicke dringen
Hieher, und stören so der Liebe Träume.

LUDOVICO.

Hieher im Wald? Des Himmels rauhen Lüften
Willst du zum Raub die zarte Schöne geben?

FERNANDO.

Aus Zweigen will ich ihr ein Hüttchen baun,
Sie so vor Sonn' und rauher Luft beschützen.

LUDOVICO.

Ich wende nichts ein gegen deinen Willen,
Und gehe schon, ihn eilig zu erfüllen.

Ludovico und Alvaro ab.

FERNANDO.

Wie klopfst du noch so ängstlich bang, mein Herz?
Die kühne That, sie wird, sie muß gelingen.
In lauter Freude wandelt sich mein Schmerz,
Ich möcht' im Walde Jubellieder singen,
Mit freud'gem Spiel, mit muntrer Lust und Scherz
In alle Zweige dieser Bäume dringen.
Die Vögel möcht' ich, mir zu dienen, zwingen,
Der Herrin so Gesang entgegen bringen.
Doch still! Mich dünkt, daß eines Menschen Bild
Sich einsam dort durch grüne Zweige drängt.
Ihr Bäume, nehmt mich auf! Bedeckt mit Zweigen
Vor jedem Forscherauge freundlich mich.

Rinaldo tritt auf.

 

RINALDO.

Wohin, wohin wird noch die Furcht mich treiben?
Ein gräslich Bild verfolgt und martert mich.
Im Traume schien es mir, als ob Alfonso
Mit schnöder Rede mich zur Wuth gereizt.
Im Herzen brannte mir das wilde Feuer,
Mein Arm erhob sich, traf den Königssohn,
Und, wie das Blut ihm aus der Wunde quoll,
Die ich mit meinem Schwerdte ihm geschlagen,
Ward wilder noch der Haß in meiner Brust.
Endlich erwacht' ich, riß mich auf vom Lager,
Mich trieb die Angst der Wuth hinaus ins Freie:
Im Garten, hofft' ich, zwischen Laub und Blumen
Da möchte mich der schmerzlich wilde Grimm
Vielleicht verlassen. –
Doch kaum betritt mein Fuß die dunkeln Gänge,
So seh' ich, wie Alfonso sinnend wandelt.
Schnell greif' ich nach dem Schwerdt an meiner Seite,
Doch, ob ich ihn erschlug, weiß ich nicht mehr.
Ich weiß nicht, ob ich es im Traum gesehn,
Daß roth sein Blut aus seinem Herzen floß;
Ich weiß nicht, ob es wachend ist geschehn,
Daß ich es rasch mit meiner Hand vergoß.
Mich treibt die Furcht, mich zitternd zu verbergen;
In jedem Laut, selbst in der Bäume Neigen
Ist mir, als hört' ich schon des Königs Schergen,
Mich schrecken selbst die Vögel in den Zweigen.
Ach, könnt' ich hier, umschirmt von Laube, mitten
In dieses Baumes dichtem Wipfel wohnen!
So wär' ich sicher, keines Menschen Auge
Kann ja durch dieses Blattgewebe dringen.
Den Vögeln gleich möcht' ich empor mich schwingen,
Die süßen Lieder in die Lüfte singen,
Die Erde lassen mit den bangen Sorgen. –
Fahr hin, mein Wahn! Ich kann es nicht erreichen,
Muß mich auf niedrer Erde ängstlich bergen,
Eine Höhle suchen, die den Flüchtling schirmt.
Hier hinter diesem Baum, an diesen Felsen
Seh' ich den Epheu wild empor sich ranken.
Mir sagt mein Herz, ich werde Schutz hier finden. –
Ich ruf' euch an, verhüllende Gesträuche,
Wehrt mir den Eingang nicht in diese Höhle!
Was seh' ich? Welch ein Bild will mich verwirren?
Es sollen lauter Träume mich umgeben.
Ein holdes Kind, im weißen Pilgerkleide.
Liegt sanft entschlummert hier auf weichem Moos.
Sie regt sich, – O vergieb daß ich es wagte,
Dich Engelsbild in süßer Ruh zu stören!

 

Eine Pilgerin tritt aus der Höhle.

 

PILGERIN.

Wer meinem stillen Lager nah gekommen,
Der darf nicht ohn' ein Liebeszeichen gehn.
Die Ruh ist aus dem Herzen dir genommen,
Du selber weißt nicht, wie es nur geschehn.
Wie deiner Klagen Strom zu mir geschwommen,
So neigt mein Herz sich deines Herzens Flehn.
Drum sprich: soll diese Höhle dich beschützen?
Willst du verhüllt von grünen Zweigen sitzen?

RINALDO.

Ich würde lächeln, daß dein Mund so spricht,
Wenn meine Seele nicht ein Grauen faßte.
Bist du es mit dem lieblichen Gesicht,
Die macht, daß mein Gesicht vor Furcht erblaßte?
Ich kenne dich, ja auch mich selber nicht:
Ist es mein Leib, den ich mit Angst betaste?
Ich fühle daß ich dir zum Spiel muß dienen;
Laß mich nur athmen, leben nur im Grünen.

PILGERIN.

Fleug hin, mein Vogel! und gehorch mit Freuden,
So wird dich deine neue Herrin lieben.
Vergiß nun Sorg' und Angst und alle Leiden;
Der Haß in deiner Brust, er muß verstieben,
Es werden dich des Grimmes Schmerzen meiden,
Doch ist der Liebe Weh dir übrig blieben.
Du wirst nun fühlen, was dein Zürnen sollte;
Dein Herz wird lieben, wo es morden wollte.

Rinaldo fliegt verwandelt als Vogel auf den Baum, die Pilgerin geht in die Höhle.

Garten.

Belinde, Rosa, Viola.

 

BELINDE.

Sieh, Rosa, hier die holden Blüthen,
Die jungen Rosen geb' ich dir:
Du mußt den zarten Schmuck behüten
Als deines eignen Namens Zier.
Viola du, bescheidne Blume,
Auch dir zu Ehren wächst ein Strauß,
Doch treibt zu meines Namens Ruhme
Die Erde nicht ein Blümchen aus.

ROSA.

Zu hoch bist du für solche Spiele,
Es blüht dein Ruhm in Edler Herz;
Dein Name dienet nicht zum Ziele
Für Tändelei und leichten Scherz.

VIOLA.

Es schmiegen alle sanften Worte
Sich willig deinem Namen an.
Noch gestern an des Gartens Pforte
Sang ein verliebter junger Mann;
Belinden pries sein Lied zur Zitter,
Ich konnte sein Gesicht nicht sehn,
Doch sah ich reich gestickt dem Ritter
Den Mantel von den Schultern wehn.

BELINDE.

Wer ist so frech, es kühn zu sagen,
Daß mir sein Herz im Busen schlägt,
Und sich so nah dem Schloß zu wagen?
Es wird mein Herz von Furcht bewegt.
Ihr seyd mir lieb, mit euch umspielte
Zugleich die frohe Kindheit mich.
Euch sag' ich jetzt, was längst ich fühlte,
Denn eure Treu' bewährte sich.
O sage mir, Viola! Holde!
Der Mantel, war er himmelblau
Mit reicher Stickerei von Golde?
So bin ich die beglückte Frau,
Die Ludovico sich erwählet,
Mit dem mein Sinn mich lang vermählet.

VIOLA.

Nein, er war roth bekleidet, wie ich sah.

ROSA.

So war es ganz gewiß der Prinz Fernando.

BELINDE.

O warum müßt ihr seinen Namen nennen?
Ich weiß, er richtet seinen Wunsch auf mich,
Doch nimmer werd' ich mich dem Mann vermählen.

ROSA.

Das weiß ich jetzt, nachdem du uns vertraut,
Es wohn' im Busen dir ein süßers Bild.

BELINDE.

Verschweiget mein Vertraun; zu frühe Hoffnung
Entlockte mir, was ich so lang verhehlt.

VIOLA.

Zwey Männer seh' ich in den Gängen dort,
Die sich mit Eil zu diesem Orte wenden.

BELINDE.

Gewaltig drängt sich mir das Blut zum Herzen;
Mich täuscht mein Blick nicht: kommt hinweg! er ists.

VIOLA.

O bleib! Versagst du dir den holden Wunsch
Ein freundlich Wort von deinem Freund zu hören?

BELINDE.

Ich kann nun nicht mehr gehn: schon naht er sich
Und nahm uns in des Baumes Schatten wahr.


Alvaro und Ludovico kommen.

 

LUDOVICO.

Leise flüstern hier die Winde
In den Zweigen dieser Linde,
Alle beugen sich geschwinde
Mit den Blättern sanft und linde
Zu der Königin Belinde.

ALVARO.

Sieh die Zweige all sich neigen,
Vögel auf und nieder steigen;
Einer will dem andern zeigen
Wem der Schönheit Kron' ist eigen,
Keiner will es mehr verschweigen.

BELINDE.

Euch lockten wohl wie uns die lauen Lüfte,
Die mit den kleinen Blumen freundlich spielen
Und scherzend ihre Balsamdüfte rauben.

LUDOVICO.

Es lockten uns die lauen linden Lüfte,
Die flüsternd in den Blumenkelchen spielen;
Sie zogen vor uns her, und wollten rauben, –
Doch nicht den Duft von kleinen zarten Blumen,
So kleines sollte heute nicht geschehn:
Nein, von den Lippen dir den süßen Hauch.
Sie trugen deinen Athem durch die Luft,
Und alle Blumen hoben ihre Häupter,
Um sich der Wohlgerüche zu erfreun.

BELINDE.

Komm, Rosa! und Viola, komm! Wir wollen
Zurück in unsre stillen Zimmer gehn.
Die Sonn' ist schon gewichen, und die Sterne
Bemühn sich, durch des Himmels Blau zu dringen.

LUDOVICO.

O möge sich ein günst'ger Stern doch zeigen,
Durch dessen Einfluß du mich gütig hörst!

BELINDE.

Was bät' und wünscht' ein Ritter wohl wie ihr,
Das ich nicht eilen würde zu erfüllen?

LUDOVICO.

O kämen diese Wort' aus deiner Brust,
Sie wandelten der Liebe Qual in Lust!

BELINDE.

Ihr sprecht, daß ich die Rede kaum begreife,

LUDOVICO.

Der Sonne Pracht will noch aus Westen steigen
Empor zu jenem dunkelgrünen Wald.
Ihr goldner Abglanz ruht auf allen Zweigen
In denen süßer Vögel Lied erschallt.
O folge mir dahin! Dort wird sich zeigen
Der Liebe hohe mächtige Gewalt:
Zu deinen Füßen wird ein Held dir klagen
Das Weh, das er in deinem Dienst getragen.

BELINDE.

Ich wollte zürnen und muß dennoch schweigen,
So sehr beherrscht dein Blick mich und Gestalt;
Auch muß die Scham sich deinen Worten neigen:
Ich folge dir, ein Mädchen, in den Wald.
Es wird mein kühnes Unterfangen zeigen
Der Lieb' unwiderstehliche Gewalt.
Nun komm! an meiner Seite mir zu klagen,
Welch süßes Weh du hast um mich ertragen.

 

Belinde geht mit Ludovico und Alvaro.

ROSA.

Ist sie es noch, die Keusche, Reine,
An deren Tugend wir uns freun?
Ach sieh, Viola! ich beweine
Ihr Irren und zu spät Bereun.

VIOLA.

Der König kommt und sucht die Blume,
Die ihm so lieb vor allen war.
Noch weiß er nicht, wie seinem Ruhme
Nun droht die härteste Gefahr.

ROSA.

Drum, eh uns seine Blicke finden,
Laß eilig uns von hinnen gehn.
Wenn er uns fragte nach Belinden,
Wie könnten wir vor ihm bestehn?

Der König tritt auf.

KÖNIG.

Bleib, Rosa! Deinem König sollst du sagen,
Warum sich meine Tochter nicht mir zeigt.
Ich schweife einsam durch die weiten Gänge,
Mein Auge späht in allen ihren Lauben,
Doch nirgends finden meine Blicke sie.

ROSA.

Ach Herr, vergieb! Es treff' uns nicht dein Zürnen.

KÖNIG.

Was ist geschehen? Zögre nicht! sag schnell!
Welch Leid soll ich von meinem Kind' erfahren?

ROSA.

Die Tochter, die du liebtest, die wir ehrten,
Die noch so jüngst in aller Tugend prangte,
Sie stand hier unter uns die schönste Blume:
Da naht' ein Ritter sich, und hauchte Worte,
Die süß in stiller Abendluft erklangen,
Wie gift'gen Thau auf ihrer Farben Glanz.
Sie reicht ihm ihre Hand, sie folgt dem Manne,
Der führt sie fort zum dunkelgrünen Wald;
Du nahst, und siehst bestürzt uns ob der That.

VIOLA.

Sieh, wie des Königs Blicke niedersinken,
Und seine Thränen fallen in den Staub;
Die dunkle Wange bleicht ihm Zorn und Scham.
O fort! eh ihm die Sinne wiederkehren,
Und er an uns im wilden Grimme dann
Sich rächet für der Tochter bittre Schmach.

Beide gehen.

KÖNIG allein.

Mir ist, als will ein Träumen mich verwirren,
Durch Täuschung mich zu schwarzer That verleiten.
Ich blicke aufwärts zu den hellen Sternen,
Und fodre von den Himmelsmächten Rath.
Ist es geschehn? hab' ich es recht vernommen?
Es spricht die Liebe für mein Kind im Herzen,
Ich kanns nicht glauben, was mir die gesagt.
Dann wieder foltern mich die grimmen Schmerzen,
Ich selber werde von mir selbst verklagt.
Ich konnte mit der Mutter Qualen scherzen,
Drum werd' ich nun vom eignen Blut geplagt.
Der freche Fluch, den ich einst ausgesprochen.
Wird an mir selbst, am eignen Haupt gerochen.
Doch soll die Frevlerin mein Blut nie schänden,
Eh treib' ich mit den eignen Qualen Scherz.
Ich will sie suchen, und mit diesen Händen
Durchbohren ihr verrätherisches Herz,
Will neben ihr dann selbst mein Leben enden,
Will sterben in der herben Reue Schmerz,
Und lassen meinem nie geliebten Sohne
Die lange schon von mir gehaßte Krone.

 

Er geht.

Dichter Wald.

Rinaldo als Vogel auf dem Baum.

RINALDO.

In dem goldnen Sonnenscheine
Saß ich oft, ein Mensch, alleine:
Eng beklommen war mein Sinn.
Jetzo darf ich lustig steigen,
Hüpfend in den grünen Zweigen,
Leicht mich wiegend her und hin.
Dachte sonst auf Streit und Morden,
Nun ein leicht Gefieder worden,
Kann mich nur die Liebe freun;
Käme sie nur hergegangen
Die mir Herz und Sinn gefangen,
Wollte gern ihr Vogel seyn.

 

Belinde, Ludovico, Alvaro kommen.

BELINDE.

Die Liebe hüllt mich ein in dichte Schleier
Und schützt mein Herz vor nächtlich bangem Grauen.
Die Sonne wich, der Sterne heimlich Schauen
Giebt Muth, zu öffnen meine Lippen freier.
Von allen Männern warst nur du mir theuer,
Und spähend ging ich oft mit meinen Frauen
Durch Gärten, über hellbeblümte Auen;
Dich sucht' ich, ganz entbrannt von Liebesfeuer.
Du nahst mir, endlich hab' ich dich gefunden:
So rede dann und lindre mir dies Sehnen,
Gieb milden Trost der schon so lange Kranken!
In deinen Armen laß mich nun gesunden,
An deinem Herzen trocknen meine Thränen,
Und laß uns, treu vereinigt, nimmer wanken.

RINALDO.

Deine sanften Worte riefen
Geister auf, so in dem tiefen
Waldesgrunde lange schliefen.
Um so leiser hört die Liebe,
Die wohl immer munter bliebe,
Deine Bitt' um zarte Triebe.

LUDOVICO.

Die Sterne schauen selbst nach deiner Schöne;
Wie muß vor deinem Glanz mein Aug' erblinden!
Wie sich mein Sinn an deiner Red' entzünden,
Der Erd' entnommen durch die Zaubertöne!
Sag nicht, o Freund! daß ich die Freundschaft höhne;
Es muß mein Mund die süße Qual verkünden,
Es muß ein heißer Kuß mich dir verbinden:
Ob auch mein Tod die freche That versöhne.
O nimm mich hin! behalt mich ganz den deinen!
An deiner Brust fühl' ich ein neues Leben,
Und bin geheilt von jeder Qual und Wunde.
Mag nun das höchste Unglück mir erscheinen,
Kühn seh' ich ihm entgegen ohne Beben,
Mit dir vereint in ew'gem starkem Bunde.

RINALDO.

Alle die Bäume, vom Monde beschienen,
Schwanken mit ihren Häuptern, den grünen,
Beugen sich alle der Liebe zu dienen.

FERNANDO.

Still sehnend lauscht' ich hinter diesen Buchen,
Und ich vernahm die sanften Abendwinde;
Sie riefen lispelnd: Sieh! es naht Belinde,
So eile nun, und gehe sie zu suchen.
Und wieder ists, als ob die treuen Buchen
Mit ihrem Säuseln mahnten mich gelinde:
Vertraue nicht dem falschen Wort der Winde,
Du wirst dein Wähnen, ihren Trug verfluchen,
Dort steht ein weißes Bild, von starken Armen
Umstrickt, an eines Mannes Brust gezogen,
Ein Andrer steht von fern in düsterm Schweigen.
Was seh' ich? O ihr Götter habt Erbarmen!
Wie hat mir Lieb' und Freundschaft so gelogen?
Welch gräßlich Schauspiel muß dem Blick sich zeigen?

RINALDO.

Stille, stille müßt ihr schweigen:
Meine Herrin will sich zeigen
Und so Zorn als Liebe beugen,
Müßt euch ihr voll Demuth neigen.

 

Die Pilgerin tritt aus der Höhle.

PILGERIN.

In meine Wohnung tönt ein banger Schrei,
Wodurch ich mich zum Mitleid lasse rühren,
Und eilend komm' ich aus dem Haus' herbei,
Die Braut hinweg und zu mir einzuführen,
Daß sie bewahrt vor jedem Unfall sey,
Und rauhe Worte nicht sie hart berühren.
Ihr alle sollt vor meiner Schwelle klagen,
Der Freiheit nun auf lange Zeit entsagen.
Ihr seht sie gehn und seufzet nach Belinden,
Die ich hinweg vor euren Augen führe,
Doch werdet ihr den Weg nie zu ihr finden,
Ihr schmachtet nun an der verschloßnen Thüre,
Und wollt ihr fort, wird euer Aug' erblinden;
Ihr seyd nur frei, wenn ich euch selbst berühre.
Du, Schöne, folge mir mit frohem Muth!
Mein Haus bewahrt für dich ein großes Gut.
Schau auf! es funkeln alle hellen Steane,
Dich sehen sie mit klugen Augen an.
Ihr Winken spricht zu dir: Auf! folge gerne!
Du wandelst jetzt die rechte sichre Bahn.
Was dir noch dunkel lag in weiter Ferne,
Wird bald vor deinen Blicken aufgethan.
Auf! folge frei, sonst wirst du folgen müssen,
Und wirst mit Weh dein langes Zögern büßen.

 

Die Pilgerin und Belinde gehn in die Höhle.

 

ALVARO.

Jetzt endlich öffnet sich mein stummer Mund,
Und ich will laut um meinen Kummer klagen.
Nie brach ich noch der Freundschaft heil'gen Bund,
Und muß für meine Treu' die Buße tragen.
Wer machte solch ein herbes Loos mir kund?
Wen kann ich hier als diese Bäume fragen?
Nur Echo giebt den Ruf mir hallend wieder,
Und einsam bin ich, sink' ermattet nieder.

 

Er setzt sich auf den Boden.

 

FERNANDO.

Sie geht, jetzt schwindet ihres Kleides Saum, –
Ich habe dich, o holdes Bild! verlohren.
Die wilden Schmerzen, ach! ich trag' es kaum,
Wie sie mein Herz zerreißen und durchbohren.
Ich werfe nieder mich an diesen Baum,
Den Qualen hin, die mich zum Spiel erkohren.
Und hier will ich an Glück und Heil verzagen,
Mein Leid den Bäumen, Winden, Sternen klagen.

Er legt sich unter einem Baum nieder.

LUDOVICO.

Es ist, als riefe mir im Wald Fernando,
Und foderte von meiner Hand Belinden.
Ist das des Freundes Treue, die Fernando
Erwartet, der mich sandte nach Belinden?
Vergieb dem Schwachen! o vergieb, Fernando?
Wer sähe sie und liebte nicht Belinden?
Als ihre Augen mich wie Sonnen trafen,
Erwachten alle Flammen, die geschlafen.

RINALDO.

Es umgeben Zaubereien
Jetzt mit Aengsten euren Sinn:
Doch die Liebe krönt den Treuen,
Giebt sich ihm zu eigen hin.
Diese Hoffnung hält mich munter,
Klagen könnt' ich sonst wohl auch;
Stiege gern vom Baum herunter,
Stimmt' in eurer Seufzer Hauch.

BELINDE.

Sieh auf die Knie mich vor dir niedersinken!
Soll ewig diese Höhle mich verschließen?
Ach sieh den Staub die heißen Thränen trinken,
Die brennend über meine Wange fließen!
Ich fühle deine Macht, der Augen Winken,
Es streckt mich todt dahin zu deinen Füßen.
Welch leises Jammern dringet in die Gruft?
Wie es mich fort, zum Trost den Armen, ruft!

LUDOVICO'S STIMME draußen.

Ja, ich will den Frevel büßen,
Und mein bestes Herzensblut
Soll dir zur Versöhnung fließen.

ALVARO'S STIMME draußen.

Winde schütteln hier den Baum,
Ich, ermattet, liege drunter,
Sterbe bald, ich athme kaum.

FERNANDO'S STIMME draußen.

Bist, Geliebte, mir verschwunden,
Und ich wollte gern dich lassen,
Hätt' ich Rache nur gefunden.

RINALDO'S STIMME draußen.

Nieder komm' ich von dem Baum,
Aller Trost ist mir zerronnen;
Denn ich weiß es nun: ein Traum
Hat dies Leiden mir ersonnen.
Leis' im Schlummer kam die Liebe,
Ich erwacht' in wilder Glut,
Wollte die miskannten Triebe
Löschen, ach! in seinem Blut.

PILGERIN.

Du solltest nicht auf diese Stimmen hören,
Denn Vögel sind es, die im Walde singen;
Dich wollen ihre Lieder nur bethören,
Die ängstlich in den blauen Lüften klingen.
Im Hause werden dich die Diener ehren,
Dir Spiel und alle Lust entgegen bringen.
Doch kannst du dich mit Menschen nicht vereinen,
Eh' dir und uns nicht günst'ge Sterne scheinen.

LUDOVICO'S STIMME draußen.

Ach wie möcht' ich schmachtend klagen!
Darf doch keine Klage wagen.
Möchte seufzen nach der Lieben,
Muß im Lieben Frevel üben.
Kleine Vögel, wollt ihr singen,
Mit Gesang mir Ruhe bringen?
Ach es wird euch nicht gelingen!

BELINDE.

War's ein Vogel? Ach wie süße
Klingt die Stimme durch die Luft!
Laß mich fliegen aus der Kluft,
Daß ich so den Freund begrüße.

PILGERIN.

Entsage Wünschen, die dich irre leiten,
Betrachte hier den Schmuck an diesen Wänden:
Das wird zu großen Dingen dich bereiten,
Und dein Gemüth auf tiefe Wunder wenden.
Begreifst du erst, was alles will bedeuten,
Dann nimm dein schönstes Heil aus meinen Händen.
Vergiß die Stimmen draußen in dem Wald,
Erforsche nur den eignen Aufenthalt.

BELINDE.

Du willst es: wohl, so will ich um mich schaun,
Und deiner Wohnung die Betrachtung widmen.
Viel Muscheln seh ich an den Wänden hangen,
Die du zu wunderbarer Schrift geordnet.
Dort in der Ecke lehnt dein Pilgerstab,
Bei dessen Anblick mich ein Grauen faßt;
Ein grauer Vorhang deckt die eine Wand,
Und birgt wohl noch ein Zeichen deiner Kunst.
Du winkst nur, und schon ist er weggehoben;
Ein Menschenbild, in Schleiern fast verhüllt,
Steht plötzlich da. Es scheinet ganz von Stein,
Und dennoch siehts mit festen Augen her.
Ich bebe, wie ich die Gestalt betrachte,
Vor ihrem Blick im innersten Gemüthe.
Es scheint, als ob sie meiner freundlich achte,
Ihr strenger Ernst, er wandelt sich in Güte,
Durch die in mir so kühner Muth erwachte,
Daß ich mich nahe, länger nicht mich hüte. –
Ach! nun an ihrer Brust sterb' ich mit Zagen:
Es hat das Bild den Arm um mich geschlagen.

DAS BILD.

Ich fühl an deiner Brust mein Herz erwarmen,
Das sich versteinet lange nicht geregt,
Und muß mit neuer Inbrunst dich umarmen.
Als meine Frau'n dich mir in Arm gelegt,
Und ich vernahm dein allererstes Weinen,
Hat diese Liebe schon mein Herz bewegt.
Das mußte sich in bitterm Schmerz versteinen,
Als man dich grausam meinem Schooß entzogen,
Und kein Erbarmen wollte uns vereinen.
Man stieß mich fort, bei Nacht, auf wilde Wogen,
Den Tod zu finden in dem nassen Grund;
Doch den Verfolger hat sein Ziel betrogen.
Nicht öffnete der Abgrund seinen Schlund,
Die Wellen mieden, hart mich zu berühren,
Und gaben ihre Ehrfurcht so mir kund;
Sie mühten sich, mich an das Land zu führen.
Als ich's betrat, rief ich in herben Schmerzen:
Ihr Sterne, soll man euer Walten spüren,
So höret auf das Flehn beklommner Herzen!
Rächt meine Schmach! Es müssen sich fortan
Des harten Königs Lebenstage schwärzen.
Lust, Scherz und Freude sey bei ihm in Bann;
Er büße sein tyrannisch wüst Verfahren,
Daß mir sein Argwohn solche Qual ersann.
Und soll ich, Sterne, eure Huld erfahren,
So gebt sein Leben einst in meine Hände,
Beweist, daß ihr die Unschuld könnt bewahren.
Wie ich zum Firmament noch flehend wende
Die Augen, von des Jammers Thau getränkt,
Spricht eine Stimme freundlich zu mir: Ende!
Es wird mein Blick zur Erde nun gelenkt;
Ein Mädchen sagt mit holden Engelsmienen:
Sieh, Fürstin! eine Freundin dir geschenkt.
Was kann, so fragt' ich, mir dein Lieben dienen,
Die von des Thrones Höh' hinabgestoßen,
Wo ihre Pracht der Sonne gleich geschienen?
Oft hab' ich Thränen, sprach sie, dir vergossen:
Dein Gram wird sich ein steinern Denkmal baun;
Du selbst dein Grab, von Marmor starr umschlossen.
Und nieder wird gar oft die Sonne schaun,
Dies kann ich in der Schrift der Sterne lesen,
Eh Mutterfreuden dieses Eis zerthaun.
Du wirst zu neuem Leben nicht genesen,
Bevor in Reu' des Königs Haß zerronnen,
Und ihm sein Fluch ein scharfer Dorn gewesen,
Dann hast die zweite Tochter du gewonnen,
Und auch die ältste leget ab den Schein
Des holden Knaben, den du schlau ersonnen.
Wie sie noch redte, fühlt' ich schon den Stein
Mein Herze lasten im erstorbnen Sinn,
Und blieb in öder kalter Hüll' allein.
Seitdem nun schlichen lange Jahre hin,
Jetzt bist du mir, geliebtes Kind, geschenket,
Der größern Freuden Pfand und Anbeginn.
Dein Vater, der nun seiner Thaten denket,
Wird schon von innrer Macht herbei getrieben,
Von Sehnsucht deine Schwester hergelenket:
Wir alle werden bald uns alle lieben.

Der Vorhang fällt wieder vor dem Bilde.

PILGERIN.

Du weißt, welch Band dich und das Bild vereinet,
Ich deck' es wieder mit dem Vorhang zu.
Sobald ein günst'ger Stern euch beiden scheinet,
Erweck' ich diesen Stein aus alter Ruh.
Da wird nicht mehr gewehklagt noch geweinet,
Mit Liebe süß beglückst den Liebling du;
Und wenn euch Thränen aus den Augen thauen,
Mit Lächeln werdet ihr die Tropfen schauen.

BELINDE.

O gieb die theure Mutter mir zurück,
Die du so schleunig meinem Arm entrissen!
Kaum daß sie sprach ihr grausames Geschick,
So muß ich schon die süße Nähe missen.
Nur einmal gönne noch mir ihren Blick,
Laß sie nach ihrem Leid mein Lieben wissen.
Im Staube sink' ich jammernd vor dir nieder:
Gieb mir, o gieb die theure Mutter wieder!

PILGERIN.

Ermattet sinkt dein Haupt in meinen Schooß,
Ich seh' dich an und lächle auf dich nieder.
Auf dieses Lager, weich von grünem Moos,
Leg' ich dich hin, da ruh die schönen Glieder.
Die Träume mach' ich von den Wänden los,
Daß sie dir schweben um die Augenlieder.
Einwiegend sollen flüstern dir die Winde:
Schlaf süß und linde, liebliche Belinde!

 

Belinde entschläft, die Höhle schließt sich.

Garten des Königs.

 

 

ALFONSO ALLEIN.

Sieh, es wich der Sonne Schein,
Mondlicht wankt auf zarten Blüthen,
Alle, die am Tag sich mühten,
Athmen Schlummers Labung ein.
Jetzo darf ich mich ergehn
In dem düftereichen Garten;
Lauscher, die als Diener warten,
Können hier mich nicht erspähn.
Drum will ich den Lüften klagen,
Armes Kind, die Qual und Noth,
Daß der Ehre streng Gebot
Mich nach Thaten heißet jagen.
Kampf und Schlacht und feindlich Ringen,
Das ist ritterlicher Preis.
Aber zu so rauher Weis'
Kann ich mein Gemüth nicht zwingen.
Keinen Ruhm ja möcht' ich kennen
Als, Rinaldo, dir zu dienen;
Und kein seliger Erkühnen
Weiß ich, als für dich entbrennen.
Ach, der meiner Seele lieb,
Saget ihm, ihr leichten Winde,
Daß er mich im Garten finde
Daß ich ihn zu sehen blieb.

Rosa und Viola kommen.

ROSA.

Wie, Prinz? Ihr weilet einsam hier im Garten,
Da sich in Hast der ganze Hof versammelt,
Und alle Ritter muthig sich verbinden,
Den Vater und die Schwester aufzufinden?

VIOLA.

Ihr wandelt hier im blumenreichen Garten
Indeß die Blume eures Ruhms zerfällt?
Jetzt gilts, bewähren euer fürstlich Blut,
Und beugen Ludovico's stolzen Muth.

ROSA.

Er ist es, ja, der euren Zorn verdient,
Des frechsten Raubes hat er sich erkühnt:
Er führt' hinweg die liebliche Belinde,
Der zorn'ge Vater folgte seinem Kinde.

ALFONSO.

All diese Thaten hab' ich kaum vernommen,
Denn es vertraut der Vater nicht dem Sohn.
Der Einsamkeit war ich den ganzen Tag
Ergeben, und mir brachte niemand Kunde.
Doch sagt mir, habt ihr meinen Freund Rinaldo
Auch unter jenen Rittern wohl bemerkt,
Die ausziehn, um die beiden aufzufinden?

VIOLA.

Den ganzen Tag sah ich Rinaldo nicht,
Und wie ich auch mein Herz bestreiten mag,
Doch läßt es nimmer ab, ihn anzuklagen.

ROSA.

Des Frevels muß auch ich ihn schuldig glauben.
Mit Ludovico ist er wohl verbündet,
Und hilft ihm die Prinzessin zu verbergen.

ALFONSO.

Verklag' ihn nicht um treue Freundes-Dienste.

ROSA.

Beschützt ihr Frevel gegen euer Haus?

ALFONSO.

Ward mit Gewalt die Schwester denn entführt?

VIOLA.

Ach nein, sie folgte willig seinen Bitten.

ALFONSO.

Und ich soll stören ihrer Liebe Glück?
Und ihr verwundert euch, daß ich hier weile,
Nicht wie die Andern sie zu suchen eile?

ROSA.

So gar geringe achtet ihr die Ehre,
Die euer Königshaus umgeben soll?

ALFONSO.

Rosa sieh! wenn Morgensonne
Grüßt die Blumen auf den Auen,
Richten sie empor die Häupter,
Nach den Freunden umzuschauen.
Kleine Bienen, Schmetterlinge,
Alle wollen Küsse saugen,
Alle sieht man eilig fliegen
Zu den Blümlein roth und blauen.
Zu den grünen Füßen sinken
Dann voll Demuth hin die Schlauen,
Summend ihre süßen Schwüre:
Blümchen! uns dürft ihr vertrauen.
Blumen neigen dann die Häupter,
Lassen schaun die klaren Augen,
Und sich willig von den Bienen
Ihre Süßigkeiten rauben.
Und wenn nun der Schwester Blicke
Sprächen zu des Freundes Augen:
Wohl magst du auf meine Seufzer
Hoffnung für dein Sehnen bauen.
Rosa, darfst du sie verklagen,
Wenn des Kusses Morgenthaue
Ihre Lippen sich erschließen,
Da die Lieb' im Busen hauchet?

ROSA.

Ach! ihr wißt, wie treu ergeben
Ich ihr war für alle Güte;
Und ich wußte, daß im Herzen
Ihr der Liebe Knospe blühte.
Aber auch die stolze Ehre
Glaubt' ich, daß im Herzen glühte,
Diese hielt ich für so mächtig,