Gedichte

Gedichte nach 1800

Der Frieden

Wie wenn die alten Wasser, die ———
   ————————— in andern Zorn,
         In schröcklichern verwandelt wieder
               Kämen, zu reinigen, da es not war,

So gählt' und wuchs und wogte von Jahr zu Jahr
   Rastlos und überschwemmte das bange Land
         Die unerhörte Schlacht, daß weit hüllt
               Dunkel und Blässe das Haupt der Menschen.

Die Heldenkräfte flogen, wie Wellen, auf
   Und schwanden weg, du kürztest, o Rächerin!
         Den Dienern oft die Arbeit schnell und
               Brachtest in Ruhe sie heim, die Streiter.

O du, die unerbittlich und unbesiegt
   Den Feigern und den Übergewaltgen trifft,
         Daß bis ins letzte Glied hinab vom
               Schlage sein armes Geschlecht erzittert,

Die du geheim den Stachel und Zügel hältst,
   Zu hemmen und zu fördern, o Nemesis,
         Strafst du die Toten noch, es schliefen
               Unter Italiens Lorbeergärten

Sonst ungestört die alten Eroberer.
   Und schonst du auch des müßigen Hirten nicht,
         Und haben endlich wohl genug den
               Üppigen Schlummer gebüßt die Völker?

Wer hub es an? wer brachte den Fluch? von heut
   Ists nicht und nicht von gestern, und die zuerst
         Das Maß verloren, unsre Väter
               Wußten es nicht, und es trieb ihr Geist sie.

Zu lang, zu lang schon treten die Sterblichen
   Sich gern aufs Haupt, und zanken um Herrschaft sich,
         Den Nachbar fürchtend, und es hat auf
               Eigenem Boden der Mann nicht Segen.

Und unstät wehn und irren, dem Chaos gleich,
   Dem gärenden Geschlechte die Wünsche noch
         Umher und wild ist und verzagt und kalt von
               Sorgen das Leben der Armen immer.

Du aber wandelst ruhig die sichre Bahn,
   O Mutter Erd, im Lichte. Dein Frühling blüht,
         Melodischwechselnd gehn dir hin die
               Wachsenden Zeiten, du Lebensreiche!

Komm du nun, du der heiligen Musen all,
   Und der Gestirne Liebling, verjüngender
         Ersehnter Friede, komm und gib ein
               Bleiben im Leben, ein Herz uns wieder.

Unschuldiger! sind klüger die Kinder doch
   Beinahe, denn wir Alten; es irrt der Zwist
         Den Guten nicht den Sinn, und klar und
               Freudig ist ihnen ihr Auge blieben.

Und wie mit andern Schauenden lächelnd ernst
   Der Richter auf der Jünglinge Rennbahn sieht,
         Wo glühender die Kämpfenden die
               Wagen in stäubende Wolken treiben,

So steht und lächelt Helios über uns
   Und einsam ist der Göttliche, Frohe nie,
         Denn ewig wohnen sie, des Aethers
               Blühende Sterne, die Heiligfreien.