Lied beim Aufhängen der Gedächtnistafel

Lied beim Aufhängen der Gedächtnistafel eines fürs Vaterland gefallenen Jünglings.

Bruder! Dein gedenken wir
Noch mit tief gefühltem Sehnen,
Lassen unser Klagelied
Zu den Sternen fromm ertönen.
Bruder! liebend feiern wir
Deine Abschiedsstunde hier.

Deines Lebens freutest Du
Dich in frischer Jugendblüte,
Hingest an der Heimat Flur
Mit dem kindlichsten Gemüte;
Warst uns allen lieb und welch
An dem väterlichen Herd.

Lange hofften wir in Dir
Unsre Freude noch zu sehen,
Hofften mit Dir, Hand in Hand,
Durch dies Leben hinzugehen,
Du auch hattest gern verweilt,
Freud’ und Schmerz mit uns geteilt.

Aber unser Vaterland
Rief zur Rettung seine Söhne,
Und aus Deinen Augen quoll
Nun der Trennung heiße Träne;
Doch mit deutschem edlen Sinn,
Jüngling, zogest Du dahin.

Zogst dahin, zum Kampf und Sieg
Deine Brüder zu begleiten;
Halfst mit ihnen ritterlich
Recht und Freiheit uns erstreiten,
Sahest auf dem Weg der Pflicht
Kühn dem Tod ins Angesicht.

Und es kehrten fröhlich bald
Zu der Heimat Deine Brüder.
Aber ach! wo weilest Du?
Nein, Du kehrest nimmer wieder,
Denn Du gabst mit hohem Mut
Für das Vaterland Dein Blut.

Dir war Gott und Vaterland
Teurer als Dein junges Leben;
Ja, getrost ward es von Dir
Für das Heiligste gegeben;
O! Dich fühlte Gottes Hand
Hin ins bessre Vaterland.

Und wir blicken hoffnungsvoll,
Jüngling, auf zu Deinen Höhen;
In des Friedens Wohnungen
Werden wir uns wiedersehen;
Bei dem Vater wohnen wir
Ewig, ewig dann mit Dir.