An den Hunger und den Durst
Ihr Herrscher, die Ihr unsern Magen
Zu Eurer Residenz ersehn,
Euch rühm’ ich laut, so viele Klagen
Auch immer über Euch ergehn.
Zwar strenge Herren seid Ihr beide,
Doch tu’ ich, was Ihr wollt, vergnügt:
Der trübt sich selbst des Lebens Freude,
Der nicht in Euch sich willig fügt.
Von Gottes Vaterhand erbeten
Bei treuem Fleiß wir täglich Brot;
Mehr haben wir auch nicht vonnöten,
Zu halten Euer Machtgebot.
Und teilen wir die vielen Gaben,
Die er uns mild für Euch gewahrt,
Als gute Kinder, o, dann haben
Wir Alle mehr, als Ihr begehrt!
Wahr ist’s, wir müssen täglich sorgen,
Um uns mit Euch nicht zu entzwein;
Ihr schont den Schuldner kaum bis morgen,
Nein, heut’ wollt Ihr befriedigt sein.
Doch dies ist weislich vorgeschrieben,
Und gut ist Eure Ungeduld;
Denn zahlten wir nur nach Belieben,
Wie häufte dann sich unsre Schuld!
Wie Mancher läge bald darnieder,
Gedrückt von seiner Schuldenlast!
Dem Zweck des Himmels ganz zuwider,
Versänken wir in träge Rast.
Ihr seid der Menschheit nur zum Segen
Als Herrscher über uns gestellt.
Nun suchen wir auf tausend Wegen
Ein Bürgerrecht in unsrer Welt.
Dass Jeder etwas Gutes schaffe
Und nützlich sei in seinem Kreis,
Dass Keiner müßig steh’ und gaffe,
Zwingt Euer mächtiges Geheiß.
Ja, ohne diesen Machtspruch schliefe
Der Wille hier, und dort die Kraft;
Noch läge in der Erde Tiefe
Ein Reichtum in verborgner Haft.
Noch wären viele reiche Zonen
Auf diesem großen Inselland
Uns fremd, und viele Millionen
Der Brüderwelt uns unbekannt.
Und unsre Weisheit, ihre Schätze,
Sind brüderlich geteilt durch Euch;
Der Liebe göttliche Gesetze
Befördert Ihr von Reich zu Reich.
Ihr haltet stets der Menschheit Glieder
Im schönen, Nützlichen Verein,
Lehrt sie als Schwestern und als Brüder
Sich lieben, helfen und erfreun.
Drum preis’ ich Euch, ihr ernsten Mächte,
Und tue, was ihr wollt, vergnügt.
Der Himmel selbst schrieb Eure Rechte,
Der Alles gut und weise fügt.