An meinen Lehrer und Freund

An meinen Lehrer und Freund den Herrn Konsistorialrat Rebe in Koblenz.

Von Sehnsucht und von heißem Dankgefühle
Erfüllt, gedenk’ ich, teurer Lehrer! Dein,
Und greife zu dem trauten Saitenspiele,
Zum Nachklang Dir ein kleines Lied zu weihn.

Bei meinem Glück und auch bei meinen Leiden
Entbehr’ ich Deiner sanften Freundlichkeit,
Doch blühen mir noch tausend süße Freuden,
Die Deine Hand auf meinen Weg gestreut.

Ein holder Leitstern meines Lebens, blicktest
Du meine Jugend an und meinen Schmerz,
Und nanntest Deinen Liebling mich, und drücktest
Mich früh schon an Dein liebewarmes Herz.

Als auf der Kindheit ersten Blumenauen
Die tiefe Nacht vor meine Blicke trat,
Sprachst Du: „Mein gutes Kind, lass Dir nicht grauen!
„Dich leiten Engel auf dem dunkeln Pfad!“

Und sanft bewegt im kindlichen Gemüte
Empfand ich Deiner Rede süßen Trost,
Und fühlte mich von eines Engels Güte,
So oft ich Deinen Gruß vernahm, umtost.

Du bist es, Du, durch den ich einst die Lehre
Des, der vom Himmel zu uns kam, empfing;
Da sähest Du mit einer Freudenzähre,
Wie warm mein Herz an Lieb’ und Glauben hing.

Dir flog ich zu der Wahrheit heil’gen Höhen
Kühn auf der Andacht Adlerschwingen nach,
Da fühlt’ ich ganz der Gottheit leises Wehen,
Und heller ward mir der umwölkte Tag.

Und als ich, von der Dichtkunst edlem Feuer
Erglüht, dem Guten und dem Schönen sang,
Da stimmtest Du holdlächelnd meine Leier,
Belebtest und verschöntest ihren Klang.

Nun konnt’ ich leicht der Sinnenwelt entsagen,
Es spielten um mich holde Fantasie’n,
Und allgemach ergossen meine Klagen
Sich in der Freude süße Melodie’n.

Drum habe Dank für Deine zarte Güte,
Die mich beschien wie Frühlingssonnenschein,
Und lass mein Herz, das immer für Dich glühte,
Dir dieses kleine Lied zum Opfer weihn!